📘 "Salzige Küsse und Meeresliebe" von Fenja Jenssen

Veröffentlicht am 20. Juni 2024 um 10:30

Eine mitreißende Liebesgeschichte, die u. a. skizziert, wer & was & wie Familie sein kann

Rezension von 📘 "Salzige Küsse und Meeresliebe" von Fenja Jenssen in 📝 [] & Ton 🔊 [ ↳ ]

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5 Sterne, denn der Roman unterhält gut und besitzt gleichzeitig Tiefe, eignet sich also sowohl als Urlaubslektüre (nicht nur im Strandkorb), wie auch als Orientierungshilfe im sozialen Dschungel des Lebens.

⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐

INHALT

Sophie macht Urlaub: an der Nordsee nahe Husum. Eigentlich wollte sie mit Pia (Wahlschwester, Kollegin & beste Freundin in einer Person) diese Reise antreten, aber die muss plötzlich einen Geschäftstermin in Seoul wahrnehmen.

Mit den ersten Schritten Richtung Meer stolpert Sophie buchstäblich in ihr Urlaubsabenteuer, indem sie von einem hohen Steg purzelt, der durch die Dünen des fiktiven Städtchens Fierstett führt. Ben hilft kurz darauf Sophie, ihre Garderobe dem Nordseewind wieder zu entreißen, der sich großzügig aus deren aufgeplatztem  Koffer bedient. Ben erweist sich als nett, hilfsbereit, sieht alles andere als abstoßend aus - die nicht unvertrauten Zutaten für einen Urlaubsflirt sind somit angerührt.

Doch indem alle Protagonisten des Romans persönlichen Ballast bzw. ihre Vorgeschichte ebenso gnadenlos wie notgedrungen mit in die Story ziehen, wird diese spannend, komplex und zu etwas Besonderem: Ben z. B. steht auf Kriegsfuß mit seinem Vater, nach dessen Pfeife er nun einmal nicht tanzen will, was besagten Vater dazu bringt, das Gebäude pachten zu wollen, in dem das "BlueTides" untergebracht ist, eine Kooperative mit Läden, Dienstleistern und dem "Circle", in dem Ben als Barkeeper arbeitet. In diesem Konflikt zwischen Vater & Sohn liegt der Hauptkrisenherd des Romans, der einen großen Teil der Handlung ringsum bedingt.

Krisenherd Nummer zwei schwelt in Sophie selbst vor sich hin, denn sie ringt seit knapp einem Jahr mit der Erkenntnis, dass sie ihren Job in der elterlichen Werbeagentur aufgeben und lieber als freie Illustratorin arbeiten möchte. Dumm nur, dass weder ihre Eltern noch die beste Freundin Pia davon wissen und Sophie sich nicht traut, ihnen diesbezüglich reinen Wein einzuschenken aus Angst, sie zu enttäuschen. Sophie will den Urlaub dazu nutzen, endlich Entscheidungen zu fällen und Weichen zu stellen, anstatt nur ausgetretenen Pfaden zu folgen, deren Ziele sie nicht befriedigen. 

Akute Konflikte ergeben sich zwischen Ben und Sophie, denn Bens Vater will ausgerechnet die Agentur von Sophies Eltern beauftragen, seine unternehmerischen Pläne in Fierstett medial zu begleiten. Und die beste Freundin erweist sich einmal nicht als "Beichtmutter" (Resonanzraum, wie so oft in Liebesromanen) und Hilfe, sondern mit der gerät Sophie ernsthaft aneinander, weil sie überraschend schnell in Fierstett Wurzeln schlägt und Pia schlichtweg eifersüchtig reagiert.

Wie wird Sophies Urlaub nach den buchstäblichen Anlaufschwierigkeiten in den Dünen, einer kurzen rosig-verliebten Phase sowie der Begeisterung in Bezug auf Ben und seine aufgeschlossene "Gang" und dann das Aufbrechen mehrerer Konflikte, die auf schwierige Art miteinander verknüpft sind,  wohl enden ...?

PLOT

Das Plot ist gerade wegen der Verknüpfung so vieler Konflikte ausgesprochen geschickt konstruiert: Wie Dominosteine in einer Reihe fallen, so lösen die Abhängigkeiten der Krisenherde unter einander in "Salzige Küsse und Meeresliebe" eine Kettenreaktion aus, die zu einem scheinbar unentwirrbaren Geflecht von Schwierigkeiten führt. Spannung entsteht u. a. angesichts der Tatsache, dass ich mir als Leserin ein Happy End wünsche, welches jedoch angesichts der verworrenen Situation unerreichbar wirkt.

Mir erscheint zwar die Tatsache wenig wahrscheinlich, dass ausgerechnet Bens Vater zufällig die Agentur von Sophies Eltern beauftragen will - aber wenn es um Wahrscheinlichkeiten ginge, müsste kaum ein Liebesroman verfasst werden, wird doch immer wieder darin der schwierige Versuch unternommen, eine uralte Geschichte neu und damit fesselnd zu erzählen, deren Ausgang meist sogar in etwa feststeht. Weil der Roman in allen anderen Bereichen hoch punktet, stört mich dieses wenig wahrscheinliche Arrangement im Rahmen der Story nicht - überhaupt nicht!

Fenja Jenssens Romanze nimmt mit, besitzt einen schönen Spannungsbogen und ist trotz der Komplexität angesichts der verschiedenen und vor allem ineinander verknäuelten Handlungsstränge mit viel Aktion / Reaktion spielend leicht zu lesen. Zudem vermittelt die Autorin ganz nebenbei einiges an Wissen über Grafikdesign.

STILMITTEL

Angesichts der aktuell den Markt beherrschenden Erzählform mit wechselnden Perspektiven (meist 2 POVs = sie + er) empfand ich es als geradezu wohltuend, einmal wieder einen Roman zu lesen, der lediglich aus einer Sicht die Handlung betrachtet: Sophie erzählt.

Tempus: Präsens, was der Darstellung eine wohltuende Direktheit, Unmittelbarkeit und somit Schwung schenkt.

Wenn ein Perspektivwechsel erfolgt, dann ausgesprochen geschickt vermittelt beispielsweise in den Chats, die das Werk enthält: Darin kommen natürlich [wie auch in der häufig verwendeten direkten Rede] andere Protagonisten als Sophie persönlich zu Wort - mal in Form einer Sprachnachricht, mal via Text. 

Sophie arbeitet in ihrem Job extrem strukturiert; sie legt ständig To-do-Listen an, die den Roman um ein weiteres Strukturelement interessant bereichern, das uns viel über das Wesen der Person verrät, die auf das Schreiben solcher Aufzählungen angewiesen ist, um ihre Handlungen zu steuern bzw. zu reflektieren.

Bisweilen ist die Sprache extrem knapp gehalten. Unvollständig bleibende Sätze vermitteln zudem einen gewissen "Druck", mit dem Handlung und Emotionen für die Leserschaft dargestellt werden. Dieser Druck wiederum erzeugt einen schönen Sog, der das Werk quasi zum gierigen Aufsaugen bestens anrichtet: So liest sich ein Liebesroman wirklich schön, denn die Dringlichkeit (Triebhaftigkeit?) all dessen, was Liebende gemeinhin bewegt, kommt beim Leser an.

Ohne in irgendeiner Form aufdringlich belehrend zu wirken oder gar zu werten, breitet das Werk verschiedene Formen von Lebensentwürfen junger Erwachsener in Bezug auf Partnerschaft bzw. Familienleben vor uns aus: Daher handelt es sich hier meiner Meinung nach neben einer Lovestory um einen gelungenen Adoleszenzroman (Coming of Age).

FAMILIENGESCHICHTEN

Leben in und mit der Familie war einmal der einzige Lebensentwurf, der gesellschaftlich hierzulande fraglos als "akzeptabel" anerkannt war; alles abseits davon wurde als Ausnahme und bestenfalls als extravagant betrachtet.

Aber die klassische Familie hat in Deutschland längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr im Rahmen einer inzwischen großen Zahl an praktizierten Lebensentwürfen: Es gibt darüber hinaus viele andere Formen des Zusammenlebens bzw. Wege, wie Individuen eine stabile bzw. stabilisierende soziale Umgebung selbst kreieren, die sie mittragen und die umgekehrt, wenn nötig, sie trägt. Der Roman ermutig dazu, nicht dabei zu bleiben, was einem das Schicksal mit der eigenen Familie quasi in den Schoß kippt, sondern selbst aktiv daran mitzugestalten, wer & was und wie Familie sein kann.

Der Roman stellt Familie in verschiedenen Zustandsformen vor: Pia - Mutter dysfunktional, weshalb Pia in Sophies Familie aufwächst; Ben - toxische Beziehung zu einem machtbesessenen Vater, der seinen Sohn nicht erwachsen und eigenständig werden lassen will; Sophie - liebevolle Eltern, die jedoch ihre eigenen Ziele ständig zu denen ihrer Tochter machen, was ein enormes Konfliktpotenzial heraufbeschwört.

Die Autorin skizziert neben all diesen schwierigen Familienmodellen auch eine Alternative: Bens Gang, die neben ihm aus zwei Frauen und zwei Männern besteht. Die Gang hält zusammen, pflegt intensiv sowie wertschätzend den gegenseitigen Kontakt und nimmt Sophie mit offenen Armen auf.

Sehr deutlich arbeitet Fenja Jenssens Werk heraus, was es bedeutet, erwachsen im Sinne von unabhängig sowie selbstbestimmt und Teil einer (wie auch immer gearteten) Familie zu werden:

  • ehrlich zu sich selbst zu sein und nicht zu leben, um den Erwartungen anderer zu genügen
  • mutig zu seiner Art zu leben zu stehen und Risiken angesichts von  Veränderungen bzw. Konflikten nicht zu scheuen
  • Menschen, die einem nahestehen, nicht ständig wertend zu betrachten, sondern tolerant und schützend-stützend zu begleiten

Ben sagt zu Sophie: "Was du fühlst, ist valide!" - ein Merksatz, den man sich als Leser unbedingt ins Leben 1.0 herüberziehen sollte: Persönliche Gefühle haben Bedeutung, Gewicht, verdienen Anerkennung und Auseinandersetzung; sie sind definitiv nicht dazu da, relativiert oder gar beiseite gewischt zu werden, indem man ihnen den Stempel "Unfug" oder "Da irrst du dich!" aufdrückt.

NORDSEEMOTIVE

Wer in dem Buch einen Nordseeroman sucht, wird den finden. In vielen gelungenen Beschreibungen wird das Meer in seiner eher rauen Schönheit reflektiert, auch im Rahmen von Metaphern fließt, flutet und wogt eine Menge. Der Titel eignet sich also absolut als Urlaubsroman mit gutem Lokalbezug.

FAZIT

Gute Unterhaltung mit Tiefgang - was will ich mehr von einem Roman? Den Schauplatz - Nordseeküste - mag ich persönlich außerdem sehr und das Meer ist in zahlreichen Facetten in Fenja Jenssens Werk präsent.

Daher insgesamt gerne 5 Sterne ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ ⭐.

Cover von 📘 "Salzige Küsse und Meeresliebe" von Fenja Jenssen

Technische Daten zum Buch / Impressum

Erstausgabe Juni 2024

Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Made in Stuttgart with ♥
Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98998-008-2
Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-181-2

Covergestaltung: Larissa Siepmann unter Verwendung von Motiven von: shutterstock.com: © jack photo, © Pawel Kazmierczak, © Resul Muslu, © Pawel Kazmierczak, © sabyna75, stock.adobe.com: © Sasha Strekoza, © Mathias Weil, © jomphon, © Superhasi, © Africa Studio

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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