Wie man in eine Beziehung schlittern kann ... 

Rezension in Text 📝 [↓] & Ton 🔊 [ ↳ ] von "Fang mich auf" von Daniela Kappel – Sports Romance aus der Reihe "Love on Ice."

📝 Inhalt

Clarissa, Spitzname Clary, ist ehemalige Eiskunstläuferin, die nach einem schweren Unfall ihre Karriere zwangsläufig beenden muss. In der Sportagentur ihres Vaters und im Eishockey-Zentrum ihres Onkels startet sie beruflich neu durch: als Managerin eines bis dahin eher durch Skandale als durch sportliche Erfolge bekannten Eishockeyteams. 

Clary beendet, sobald für sie den Job als Team-Managerin übernimmt, ihre eher auf Sex als Gefühlen beruhende Beziehung zum Mannschaftskapitän der Dynamites, der es ausgesprochen übel nimmt, derart abserviert zu werden.

Die Eishockeymannschaft aus Kanada soll ergänzt werden durch eine ganze Gruppe von US-Amerikanern, die bis dahin lediglich als Amateure gemeinsam gespielt haben. Ihr Anführer ist Jackson Rosza. Zwischen ihm und der Managerin beginnen schnell, die Funken zu fliegen. Dabei gibt es genügend andere Bereiche, die ihre volle Aufmerksamkeit erfordern, vollkommen abgesehen von ihren persönlichen Gefühlen: Das kanadische Team und die Neuzugänge aus den USA harmonieren nicht, den Amateuren fehlen Kondition und technische Finesse, jeder einzelne von ihnen hat im persönlichen Gepäck einiges an Ballast zu schleppen, um Clarys Gesundheit steht es nicht zum Besten und sie muss als Managerin erst Erfahrungen sammeln. Oberstes Ziel dabei: Sponsoren finden, aber das ist schwierig, wenn noch keine sportlichen Erfolge vorzuweisen sind.

Kommt es am Ende zum Sieg im entscheidenden Spiel? Können sich Gefühle zwischen zwei Menschen überhaupt angesichts der schwierigen Randbedingungen durchsetzen? Lesen und mitfiebern …

So wirkt der Roman auf mich

Ja, gelegentlich gehe ich zum Eishockey. Ich habe auch schon Spiele in der NHL, der obersten amerikanischen Profi-Eishockey-Liga in Florida gesehen, weiß also, was in einer Arena dabei abgeht und auf welch unglaublich hohem Niveau dort gespielt wird. Dabei bin ich vielmehr interessierter Zaungast als sachverständiger Beobachter. Aber immerhin ist mir geläufig, was eine "Zamboni" ist ... (Für alle, die nicht zum Eishockey oder anderen Wettbewerben auf Kunsteis gehen: So nennen Fachleute die angeblich beste Marke der  Eisaufbereitungsmaschinen, die in den Pausen die Oberflächen glätten.)

Wer eine Sports Romance schreibt, muss sich natürlich mit der Sportart, um die es dabei geht, vertraut machen. Bei "Fang mich auf" habe ich leider das Gefühl, dass die Autorin auf halber Strecke aufgehört hat zu recherchieren. Sie vermittelt einige Basics, sodass ich zunächst dachte, dass ich endlich einfach beim Lesen eines Romans ein paar interessante Details lernen kann, wie beispielsweise die für mich immer noch recht undurchschaubaren Abseitsregeln, die beim Eishockey gelten. Doch es blieb bei wenigen grundlegenden Informationen.

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Das Setting der Story ist vom Prinzip her interessant, die Protagonisten wirken auf mich sympathisch. Trotzdem fehlte mir oft die Tiefe. Die vielzitierte "magische Anziehungskraft" zwischen zwei Menschen ist ganz nett, doch nicht wirklich originell und als Leserinnen möchte ich hin und wieder auch wissen, wieso-weshalb-warum etwas passiert. Einfach nur Magie? Ich will nicht nur staunend erfahren, DASS ein weißes Kaninchen aus dem Zylinder kommt - mich interessiert brennend, was im Zylinder dabei passiert. Zumindest meine Neugier konnte der Roman diesbezüglich nicht immer befriedigen. Vor allem der Einstieg in die Story ist sehr ausführlich geschildert, dafür habe ich es vor allem gegen Ende des Werkes so empfunden, dass die wirklich interessanten und wichtigen Passagen für mich persönlich unbefriedigend kurz ausfielen. Das sind genau die Momente, in denen auf Messers Schneide steht, wie sich eine Beziehung entwickelt. Im Prinzip bleibt die Story hier auf dem Niveau stecken, dass der edle Ritter die holde Maid rettet. So gesehen ist der Titel des Romans wortwörtlich zu verstehen: Fang mich auf!

Sprachlich Spielraum nach oben

Dies ist einer der Romane, in denen ich der Autorin als Lektorin gesagt hätte: Verwende weniger Hilfsverben wie sein und haben, dafür aber mehr starke Verben, um wirklich ausdrucksstark formulieren zu können. Wenn in einem einzigen Abschnitt vier oder fünf Mal das Wörtchen "war" vorkommt, liest sich das nicht angenehm, bleibt im Ausdruck blass. Das geht besser.

Und trotzdem…

Ich habe das Buch trotz meiner kritischen Anmerkungen gern gelesen. Vielleicht liegt es daran, dass ich auch zwangsweise, weil gesundheitsbedingt "meinen" Sport aufgeben musste und so eine sehr gute Identifikation mit der weiblichen Hauptfigur zustande kam. Wie gesagt, außerdem besuche ich gelegentlich Eishockeyspiele in meiner Heimatstadt und sogar im Ausland. Eishockey ist ein wahnsinnig emotionaler Sport, weil das Spiel rasant und kompromisslos verläuft. Wenn es gut gespielt wird…

Fazit

Trotz der von mir benannten Schwächen möchte ich dem Buch drei Sterne geben. Ich habe es gern gelesen: ✪✪✪.