Rasanter Kriminalthriller, der sehr gut auf Band 1 der Reihe aufbaut

Band 2 der Reihe: „Ein Fall für Grace McKenna“

Rezension von 📘 📘 „Geheimnisse auf Schloss Traprain“ von Jackie Baldwin in 📝 [↓] & 🔊 [ ↳ ]

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👀 >>>MEINE LESEEMPFEHLUNG AUF 1 BLICK

4 Sterne für einen spannenden, actionreichen bzw. hochkomplexen Krimi mit einem sympathischen Ermittlerteam, das einem beim Lesen schnell ans Herz wächst.

>>>INHALT

Der nächste Fall der Privatdetektivin Grace McKenna beginnt mit einem ungewöhnlichen Auftrag: Auf dem abgeschiedenen Schloss Traprain wurde ein Fabergé-Ei von unschätzbarem Wert gestohlen. Der wohlhabende, aber distanzierte Sammler Sacha Komorov vermutet den Täter unter den Bewohnern des Schlosses. Um den Dieb zu finden, schleusen sich Grace und ihre Mitarbeiterin Hannah auf das schottische Anwesen. Hannah arbeitet dort als Zimmermädchen. Die Verhältnisse der Hausbewohner untereinander sind ausgesprochen undurchsichtig.

Als Katya, die schöne Ehefrau des Sammlers, Grace heimlich um Hilfe bittet, wird der Fall noch verwirrender: Ein Stalker bedroht sie – und sie will um jeden Preis verhindern, dass ihr Mann davon erfährt.

Sind die beiden Fälle miteinander verbunden? Die Situation spitzt sich zu, als die russische Haushälterin tot aufgefunden wird. Der Mörder lauert im Verborgenen und scheint zu allem bereit, denn bald ereignet sich ein weiterer Mord. Über die Motive hinter den Tötungsdelikten lässt sich zunächst nur spekulieren. Die Ermittlungen gestalten sich zäh, während sich die Ereignisse manchmal überschlagen. Die Tatsache, dass das alte Gemäuer geheime Gänge hinter den Wänden besitzt, macht die Sicherheitslage für die Schlossbewohner ausgesprochen schwierig.

Plötzlich geraten auch Grace, ihre Angestellte Hannah und deren Sohn, Graces Enkel, ins Fadenkreuz des tödlichen Spiels …

>>>PLOT & PROTAGONISTEN

Ich habe bereits Band 1 der Reihe von Jackie Baldwin rezensiert (Schatten über Portobello), der mir sehr gut gefallen und 5 Sterne erhalten hat.

Band zwei knüpft lückenlos an Band 1 an. Wie für Buchreihen typisch, ist neben dem eigentlichen Fall und den kriminalistischen Maßnahmen, die nötig sind, um ihn zu lösen, das Leben der verschiedenen Teammitglieder der Detektei von großer Bedeutung. Hier versteht es die Autorin, Frauen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen ins Zentrum ihrer Erzählung zu stellen und damit Leserinnen unterschiedlichen Alters mit mancherlei Lesebedürfnissen/Interessen anzusprechen. Clever.

Sehr geschickt hält die Autorin das leise vor sich hin köchelnde und im Verlauf der Erzählung sich erneut erwärmende Verhältnis zwischen Grace und ihrem Ex-Mann Brodie im Spiel, sodass Fans von komplizierten Beziehungen in diesem Roman sozusagen am Rande der Handlung großzügig mitbedient werden. Hanna, die junge ledige Mutter, entwickelt sich weiter und geht mit großem persönlichem Einsatz mutig vor, damit es nicht zu einer Katastrophe kommt. Die gute Seele von Graces Detektivbüro, Jean, brilliert (wieder) als geschickt improvisierende Amateurermittlerin.

Insgesamt ist das Plot ausgesprochen kompliziert, da nicht nur jede der Hauptfiguren aus dem Detektivbüro eine ganz eigenwillige Portion ihrer Biografie mitbringt; auch die Beziehungen der Bewohner des Schlosses untereinander erweisen sich als extrem vielschichtig. Mit dem millionenschweren russischstämmigen Schlossherren, Sacha Kormorov, dem sein Fabergé-Ei gestohlen wurde, und dessen enormer Reichtum eher aus dunklen Quellen als aus sauberen Geschäften stammt, strapaziert die Autorin zwar gleich zwei satte Klischees, aber ihre Story entwickelt sich trotzdem fulminant und vor allem überraschend. Mit der wunderschönen Balletttänzerin, der Frau des Bestohlenen, die hier, da und dort auf Teufel komm raus direkt unter den Augen ihres eifersüchtigen Mannes flirtet, taucht ein weiteres Klischee auf. Klischee Nummer drei begegnet uns in den latent sinisteren Figuren der russischen Haushälterin und des Sicherheitschefs, die Sacha Komorow beide aus der alten Heimat mit nach England gebracht hat.

Obwohl hier quasi mit der Schablone gezeichnet wird, unterhält der Roman ausgezeichnet. Gerade im letzten Viertel des Buches kann man es nicht aus der Hand legen, denn da verliert Grace nach einer Messerattacke sehr viel Blut ...

>>>ETWAS "DRÜBER"?

Warum hat ein Buch, das so spannend unterhält, bei mir keine fünf Sterne abgeräumt?

Ich habe mit diesem Manuskript ausgesprochen gründlich gearbeitet, weil ich das Übersetzungskorrektorat durchgeführt habe. Dabei lese ich nicht einmal, sondern vielfach. Wahrscheinlich wären mir kleine Unstimmigkeiten im Sog einer einmaligen Lektüre gar nicht bewusst geworden. Ich bin allerdings auch kein geübter oder gewohnheitsmäßiger Leser von Kriminalromanen oder Thrillern. Dadurch, dass ich das Buch innerhalb kurzer Zeit mehrfach durchgearbeitet habe, ist mir aufgefallen, dass es einige (kleinere) Logiklöcher enthält. Das hätte bereits dem Lektorat in England auffallen sollen/müssen, wurde aber nicht korrigiert. So etwas stört natürlich den Gesamteindruck – enorm. Und zieht die Bewertung abwärts.

Wer häufig Thriller oder Kriminalromane liest, mag viel schneller als ich darauf kommen, dass an einigen Stellen Unstimmigkeiten auftauchen, Begründungen für diese oder jene Handlung nicht stichhaltig ausfallen. Genau deshalb hat der Roman in meiner Bewertung einen Stern eingebüßt.

Ich vermute beinahe, der Autorin sind angesichts des unglaublich dichten Geflechts von Handlungssträngen und Beziehungsfäden einige schlichtweg durch die Finger geflutscht. Kann passieren. Sollte aber nicht. Vielleicht wäre weniger hier mehr gewesen.

>>>FAZIT

Fulminant erzählter Kriminalroman bzw. Thriller mit vielen Ebenen, auf denen unterhalten wird. Insgesamt ein kleiner Punktabzug wegen einiger Unstimmigkeiten – daher gerne vier Sterne! ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ .